Dorf

Demokratie vor Ort

Der Demokratieentwicklung in unseren ländlichen Räumen wurde bisher aus Sicht der Grünen zu wenig Beachtung geschenkt. Vielerorts hat die Beschneidung der dörflichen Infrastruktur das Gefühl hervorgerufen, abgehängt zu sein. Diese Entwicklung eröffnet negative Freiräume und ist ein Grund für populistische Tendenzen. So hat die teilweise Abschaffung der dörflichen Infrastruktur durch die Schließung von Schulen, Kindergärten, Arztpraxen und Dorfläden die Abwanderung junger Menschen beschleunigt. Durch den damit verbundenen demografischen Wandel wurde weitere Infrastruktur weggespart, so dass die Lebensqualität in den Ortschaften weiter abnimmt. Diese Entwicklung ist nur ein Grund für die Zunahme rechtsextremer Gesinnungen, jedoch ein wesentlicher.

Demokratische Grundsätze dürfen nicht mit Füßen getreten werden

Sowohl die Bürgerinnen und Bürger als auch die demokratisch verantwortlichen Parteien müssen sich fragen:  In welcher Gesellschaft wollen wir leben? Wollen wir riskieren und verantworten, dass die demokratischen Grundsätze unserer Verfassung, die auf dem Grundsatz der Gleichheit fußen, mit Füßen getreten werden?

Demokratie wird vor allem vor Ort gelebt. Unsere Demokratie braucht den Widerspruch gegen „Rassismus, Antisemitismus, menschenfeindlichen und antidemokratischen Einstellungen …  Grenzen, welche Werte uns wichtig sind, werden im Alltag gezogen!“  Hierfür müssen demokratische Parteien die Grundlagen schaffen. Die politisch Verantwortlichen müssen ihren Einwohnern in ihren Ortschaften eine Perspektive bieten. „Dabei verweisen die Erfahrungen der vergangenen drei Jahrzehnte auf einen klaren Trend: Wo auch immer breite Bündnisse zwischen Verwaltungen, zivilgesellschaftlichen Akteuren, Einheimischen und Zugezogenen entstanden und in konkreten Auseinandersetzungen gewachsen sind – sei es gegen rechtsradikale Konzertveranstalter oder für den Erhalt von Schulen, Geschäften, Kleinbetrieben und Kulturorten -, weicht die Friedhofsruhe leerer Dorfplätze dem lebendigen Austausch über Ortsgrenzen und Zäune hinweg.“ (Bundesverband Mobile Beratung 2019, S 15)

Miteinander in Vereinen ist gelebte Demokratie

Wir Grüne unterstützen alle zivilgesellschaftlichen Gruppen und Initiativen, die sich Rassismus, Antisemitismus und gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit mit friedlichen Mitteln entgegenstellen.

Demokratie wird vor Ort gelebt; im Miteinander in Vereinen und (gemeinnützigen) Organisationen. Diese Demokratie vor Ort lebt vom ehrenamtlichen (demokratischen) Engagement, für das die Verwaltung die nötige Infrastruktur zur Verfügung stellen muss. Die Broschüre „Was blüht dem Dorf? Demokratieentwicklung auf dem Land“ weist darauf hin, dass soziale Orte nicht per se großartig und toll sind. „Bruno Hafeneger (2006:37) macht aus diesem Grund noch einmal deutlich, wieso es einer erhöhten Aufmerksamkeit für Engagement und Soziale Orte bedarf – besonders im Hinblick auf die umfassende Demokratiestärkung und Rechtsextremismusprävention im ländlichen Raum:

  • (Zivil-) gesellschaftliche Institutionen binden Menschen sozial, kulturell und mental ein und erkennen, nutzen und helfen im besten Fall bei der Entfaltung des eigenen (Entwicklung-) Potenzials.
  • Entscheidend ist, dass die Sozialen Orte unterschiedliche Wirklichkeiten, Erfahrungsräume und Deutungsangebote bereithalten, die miteinander in Wider- und Wettstreit treten können.
  • Menschen aller Altersgruppen, aber insbesondere Jugendliche können hier kommunales Leben erfahren und gestalten.
  • Letztlich bieten zivilgesellschaftliche Institutionen Anerkennung, Identität und Zugehörigkeit jenseits von prekären Lebensumständen oder (schlechten) Erfahrungen in Schule und Beruf.
  • So begründen sie lokale Demokratie und schaffen soziales Bewusstsein.

Diese Erkenntnisse unterstützen die Notwendigkeit, öffentliche Infrastruktur in der Fläche auszubauen und wiederzubeleben. Gleichzeitig bedarf es jedoch engagierter und innovationsfähiger Akteure sowie innovativer Kooperationen zwischen Vereinen und der öffentlichen Verwaltung.

Quellen:

Bundesverband Mobile Beratung. Was blüht dem Dorf? Demokratieentwicklung auf dem Land. Dresden, 2019

kontakt@bundesverband-mobile-beratung.de

Amadeu-Antonio-Stiftung Rechtsextremismus im ländlichen Raum und was wir tun können, Berlin


Heidrun Steffens

Ein Beitrag von Heidrun Steffens, Sprecherin von B’90/Die Grünen in Geestland

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